Über mich

Warum möchte ich mich euch mitteilen?


Da ich es für wichtig halte, über dieses Thema zu reden und zu schreiben. Ich möchte meine Erlebnisse, mein Leiden, meine Erfahrungen, meine Erfolge und aber auch meine Misserfolge mit euch teilen. Ich möchte andere Menschen dazu ermutigen, frei und offen darüber zu reden. Am besten mit Personen, denen es ähnlich geht. Wenn dies nichts bringt, dann zeigt stärke und sucht euch professionelle Hilfe. Die Heilungschancen bei einer Panikstörung und Angststörung sind sehr hoch, vorausgesetzt ihr öffnet euch.


Bis zum Jahr 2015 war für mich eigentlich alles ganz normal. Plötzlich, wie aus dem Nichts, verliere ich kurz mein Bewusstsein. Der sogenannte Sekundenschlaf. Sofort kam ich wieder zu mir und war völlig erschrocken und geriet in Panik. Was ist los mit mir? Was war das jetzt? Bekomme ich ein Herzinfarkt? Werde ich bewusstlos? Fragen über Fragen. Ich bin doch topfit, mache Sport und führe ein erfülltes Leben. Für mich gab es keine Erklärung für diesen Zustand. In Panik und unter Ängsten suchte ich einen Arzt auf. Ich wollte wissen, was das war und warum es so kam. Das war der Anfang vom Teufelskreis. Ich ließ mich komplett durchchecken. Ich war bei sämtlichen Ärzten, Hausarzt, Kardiologe, Radiologe, Endokrinologe und sogar in München an einer Uni.


 Doch es wurde nichts gefunden, bis auf eine Schilddrüsenunterfunktion. Ok, das könnte der Grund gewesen sein. Denn die Schilddrüse ist ein wichtiges Organ, was den Hormonhaushalt regelt. Ich bekam Tabletten, um die Schilddrüse einzustellen. Das hat funktioniert, aber die Panik und die Ängste blieben fester Bestandteil meines Lebens. Also wusste ich, es lag nicht an der Schilddrüse. Ich machte mich weiter auf die Suche nach dem Grund meines ängstlichen und panischen Zustandes. Irgendwann musste ich mir eingestehen, dass es eine psychische Sache sein muss. Also ging ich zu einem Psychiater und schilderte ihn mein Problem. Ihm war schnell klar, was der Grund dafür sein könnte.


Kindheit, Kindheit? Das liegt doch so viele Jahre zurück dachte ich mir. Wieso bekomme ich jetzt Panikattacken und Angstzustände. Ja, da muss ich euch gleich etwas mitteilen, die Psyche ist ein Arschloch und vergisst nichts. Kleinste Trigger reichen aus, um eine Attacke oder Ängste auszulösen. Ich war dann kurzzeitig in Behandlung und das Ganze wurde dann noch mit Medikamenten unterstützt. Nach einigen Wochen ging es mir dann so gut, dass ich die Therapie abgebrochen habe und nur die Medikamente zu mir nahm. Das Ganze ging 8Jahre lang gut. Ok, mal ab und zu so komische Gefühl gehabt, aber ansonsten alles im Rahmen.


Bis letztes Jahr August. Als ich im Garten ein wenig zu Gange war und durch meine Fahrlässigkeit einen Stromschlag bekam. Zack und wie ein Schalter im Kopf hat es klick gemacht. Mein Gehirn hat etwas abgerufen, was vor Jahren schon einmal Angst und Panik ausgelöst hatte. Scheiße, dachte ich, was nun? Mit denselben Symptomen wie vor 8 Jahren, bin ich dann zu meinem Hausarzt. Eigentlich wusste ich schon, was er sagt, es ist alles ok bei ihnen. So ein Stromschlag ist unangenehm, aber nicht so gefährlich, wie ich mir eingebildet habe.


Über Wochen und Monate wurde die Angst und die Panikattacken immer schlimmer. Tag für Tag diese Ängste, Tag für Tag diese Panikattacken. Irgendwann habe ich gedacht, ich verliere den Verstand. Das kann doch nicht wahr sein, was stimmt denn nicht mit mir. Ich steigerte mich immer mehr in diesen Zustand rein, sodass ich plötzlich Angst hatte, ich schaffe das nicht und tue mir etwas an. Achtung, ich hatte keine suizidalen Absichten. Nein, ich wollte leben. Aber da war diese Angst, Angst ich könnte über mich die Kontrolle verlieren und mir etwas antun. Das war so ein beklemmendes Gefühl, jeden Tag diese Gedanken und dann noch diese Panikattacken. Mein Privatleben und mein Berufsleben waren dadurch massiv beeinflusst. Ich war nicht mehr ich selbst. Ich wusste, jetzt musst du dir professionelle Hilfe suchen, alleine kommst du da nicht mehr raus. So, jetzt bekomme mal in der heutigen Zeit einen Termin beim Psychiater. Aussichtslos, selbst als Privatpatient müsste ich 4–5 Monate warten.


Für mich absolut ein Ding der Unmöglichkeit, denn ich wusste nicht, wie lange ich das noch aushalte. So entschloss ich mich dafür, in eine private Klinik zu gehen und mich stationär behandeln zu lassen. Klar war das ein gewagter Schritt. Denn was würden die Leute, Freunde, Kollegen, Familie und Angehörige von mir denken. Denn das war mir immer wichtig, was andere von mir denken. Jetzt geht der in eine psychosomatische Klinik, hat der nicht mehr alle Tassen im Schrank oder wie? Ja, das sind die Vorurteile unserer Gesellschaft. Thema Psyche ist leider noch ein Tabuthema, obwohl es so vielen so geht wie mir. Doch die wenigsten wollen darüber reden, geschweige dessen es im Internet bekannt machen und eine Selbsthilfegruppe gründen. Aber ich sehe es nicht als Schwäche, sondern als Stärke. So begab ich mich für 10 Wochen mit kurzer Unterbrechung nach Albstadt in eine Klinik.


Rückwirkend gesehen, der absolut richtige Schritt für mich und ich bin stolz darauf. An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner Frau bedanken, denn ohne ihre Unterstützung, wäre es nicht möglich gewesen. Sie hat viel auf sich nehmen müssen, um mir den Aufenthalt zu ermöglichen. Sie hat mir den Rücken freigehalten und gestärkt, sodass ich mich voll und ganz auf die Therapie konzentrieren konnte. Wie die Therapie ablief und was alles gemacht worden ist, kann ich aus Platzgründen hier nicht alles hineinschreiben, da müsste ich ein kleines Buch schreiben (schmunzelt). Ich hatte dort vor Ort eine super professionelle Therapeutin. Ich fühlte mich bei ihr sofort gut aufgehoben, obwohl sie um einiges jünger war wie ich. Wir packten das Problem mit der Angst und der Panik an der Wurzel. Und die Wurzel beginnt mit der Geburt. Wir gingen weit weit zurück in meine Kindheit, dass da was war, wusste ich, aber ich wusste nicht, dass das der Grund für meine Ängste und Panikattacken wären. Nochmal, die Psyche ist ein Arschloch und vergisst nichts. Die ersten Lebensjahre sind sehr wichtig. In der Zeit sollte uns folgendes vermittelt werden:


1. Das Bedürfnis nach beständigen liebevollen Beziehungen.

2. Das Bedürfnis nach körperlicher Unversehrtheit und Sicherheit.

3. Das Bedürfnis nach individuellen Erfahrungen.

4. Das Bedürfnis nach entwicklungsgerechten Erfahrungen.

5. Das Bedürfnis nach Grenzen und Strukturen.


Wenn eines oder gar mehre in der Erziehung fehlen, kann es irgendwann im Laufe der Zeit zu Problemen führen. Wichtig, kann, muss aber nicht. Bei mir war leider nicht immer alles vorhanden.


Ich habe als Kind Dinge gesehen und erlebt, die niemals, ich betone, niemals ein Kind sehen oder miterleben sollte. Aus dieser Zeit habe ich ein Trauma erlitten. Das Trauma begleitete mich unbewusst mein ganzes Leben lang. Das Erlebte und das Trauma waren schuld dafür, wie ich heute bin, was ich heute bin, wer ich heute bin und wie ich Entscheidungen getroffen habe. Dank der stationären Therapie, konnte ich Vergangenes aufarbeiten und bereinigen. Jetzt weiß ich, was mich in Angst und Panik versetzt und eine Antwort auf die Frage, warum gerade ich, habe ich auch erfahren.

Ich habe in der Klink viel Zeit gehabt, mich mit mir selbst zu beschäftigen, Dinge zu hinterfragen und zu mir zu finden. Ich möchte erwähnen, dass ich kein Mensch bin, der in den Wald geht und Bäume umarmt. Aber ich habe gemerkt, dass gewisse Dinge, die ich vorher verpönt hatte, doch nicht so schlecht sind.


So habe ich das Meditieren für mich entdeckt. Das hilft mir täglich, um herunterzukommen, auch die innere Balance wird dadurch wiederhergestellt. Dann habe ich mich mit dem inneren Kind beschäftigt, dazu gibt es viele und gute Berichte im Internet. „Das innere Kind will Frieden finden“ zu guter Letzt, habe ich das Aquarell malen angefangen. Hätte ich nie gedacht, aber das macht Spaß und lenkt ab. Ich habe also eine ganz andere Seite in mir gefunden, die bestimmt schon immer da war, nur ich habe dies nicht zugelassen. Was nehme ich aus der Klinik mit, was habe ich gelernt und wie kann ich meinen Alltag meistern ohne in Angst und Panik zu geraten. Und wenn es mich dann doch mal überkommt, was kann ich tun, was hilft mir, um aus der Situation herauszukommen. Oder doch lieber aushalten und warten, bis die Phase vorüber ist? Wissen, was Triggert mich. Ist es ein Geräusch? Ist es ein Geruch? Ist es ein Duft? Ist es ein Lied, was mich an vergangene Zeiten erinnert? Oder ist es nur eine Bewegung, die mich in Panik versetzt? Auch Worte, Mimik und Gesten können Trigger sein. Es kann alles Mögliche sein.


In den letzten Monaten habe ich mich zu einem perfekten Therapeuten entwickelt, zu meinen eigenen Therapeuten. Denn ich weiß genau, was ich benötige und was mir gut tut.


Welche Menschen neigen zu Angststörungen?

Zum Beispiel Kinder, die perfektionistisch und leicht erregbar sind, wenig Selbstvertrauen haben oder alles unter Kontrolle haben möchten, entwickeln manchmal in ihrer Kindheit oder später als Erwachsene Angststörungen.


Angst gehört zum Leben. Sie ist ein wichtiges Signal, das uns vor Gefahren warnt und schützt. Doch bei rund 15 Prozent der Bevölkerung entgleist die Reaktion und wird krankhaft. Angststörungen gehören in Deutschland zu den häufigsten psychischen Erkrankungen.

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